Aktionen III der Schul-AG - Der jüdische Friedhof in Hausberge

Der Jüdische Friedhof Hausberge
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Aktionen III der Schul-AG

Aktionen
Stolpersteine auch in Porta Westfalica - diese Überlegung von einigen Schülerinnen und Schülern wurde schon früh in der Schul-AG "JFH" diskutiert. Ende 2013 nach dem Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz und dem Treffen mit Zeitzeugen 2014 sowie der Gestaltung und Ausrichtung des Gedenktages am 27. Januar 2015 "70 Jahre Befreiung des KZ Auschwitz" durch Schülerinnen und Schüler dieser AG nahm durch die Zusammenarbeit mit dem Portaner "KZ Gedenk- und Dokumentationsstättenverein Porta Westfalica e.V." dieses Projekt konkretere Formen an. Am 23. September 2015 war es soweit: Die ersten acht Stolpersteine wurden in Hausberge durch den Künstler Gunter Demnig verlegt - in Erinnerung an die nach Riga deportierten und ermordeten jüdischen Hausberger Familien Maier und Spangenthal. Aktiv wurde die Feierstunde vor der Verlegung von den Schülern unserer AG, Marc und Mirijam, im evangelischen Gemeindehaus Hausberge mitgestaltet, die sich in einem nachdenklichen Dialog "Heimat los"  Gedanken  über Deportation und Erinnerung an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger*innen machten. Weitere Verlegungen im Sinne einer lokalen Erinnerungskultur sollen folgen; die AG "JFH" wird vorschlagen, Stolpersteine in Erinnerung an die Familien Windmüller (Hauptstraße 80) und Pinkus (Hauptstr. 12) zu verlegen.
Schul-AG "JFH" gestaltet die Gedenkstunde anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee und legt einen Kranz am KZ-Denkmal nieder
    Heimat  los!
Stolpersteine – verlegt nun auch in Hausberge
23.09.2015, 10.00 Uhr Gemeindehaus Hausberge
Marc und Mirijam, Schüler der Schul-AG „Jüdischer Friedhof Hausberge" der Gesamtschule Porta Westfalica,
im Dialog zur 1. Deportation der Hausberger Juden:
Mar und Miriam während der Feierstunde anlässlich der Stolpersteinverlegung mit ihrem Dialog "Heimat los"
Mirijam:               Nun auch hier in unserer Stadt Porta Westfalica in Hausberge – die anstehende Verlegung der ersten „Stolpersteine“ in Erinnerung an die Deportationen von Hausberger Juden in die Vernichtungs- und Arbeitslager der Nazis.
André:                   Ja, die Idee des Künstlers Gunter Demnig zum Projekt „Stolpersteine“ war, auf diese Art und Weise an die zwangsverschleppten jüdischen Einwohner eines Ortes zu erinnern, die dann irgendwo in den Ghettos oder Lagern gequält, ausgebeutet und ermordet wurden und hier als zu Nummern degradierte Häftlinge geführt wurden. Durch den „Stolperstein“ sollten sie ihren Namen wieder zurückbekommen und das Bücken, wenn du ihn lesen willst, soll eine symbolische Verbeugung vor dem Opfer sein.
Mirijam:              Und dann werden die Steine verlegt, aber nicht irgendwo in der Straße, sondern vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der Opfer. Damit sollen die Stolpersteine zeigen, wo die Deportation angefangen hatte – im Alltag, oft unter den Augen der Nachbarn, unter Zwang aus dem eigenen Haus entfernt, mit wenig Gepäck zur zugewiesenen Sammelstelle unterwegs. Stell dir das vor – du bist deine Wohnung und deine Heimat los und mit großer Wahrscheinlichkeit auch dein Leben!

André:                   Für die jüdischen Mitbürger aus Hausberge und den umliegenden Orten war der Sammelplatz der
                    Hausberger Bahnhof ...
Mirijam:                … bewacht von den abgestellten Beamten der Mindener Kriminalpolizei.
André:                  Mit dem Zug ging es erst nach Bielefeld, wo dann größere Transporte von ostwestfälischen Juden durch die SS zusammengestellt wurden. Dieser brachte sie in Durchgangslager nach Hannover, von dort fuhren die meisten Transporte ins Baltikum – nach Riga. Und es war nicht nur ein Transport mit jüdischen Einwohnern aus Porta Westfalica.
Mirijam:               November 1941: Honi und Simon; 10.12.1941: die Familien Windmüller, Simon, Lipper, Spangenthal und Maier; am 30. März 1942: die Familie Pincus. Das jüdische Leben war damit in Hausberge erloschen. Das führte dazu, dass in einem Weihnachtsgruß vom 7. Dezember 1942 der Amtsbürgermeister von Damaros und der Fachschaftsleiter Vauth der Amtsverwaltung Hausberge an ihre an der Front eingesetzten Kollegen Folgendes schrieben:
André:                   „Als weitere Neuigkeit kann mitgeteilt werden, dass der gesamte Amtsbezirk inzwischen völlig von Juden frei geworden ist. Nachdem schon vor längerer Zeit zunächst die arbeitsfähigen Juden abgeschoben wurden, zog der letzte Teil des „auserwählten Volkes“ letzthin mit Kind und Kegel für immer von hier ab. Alle Judenhäuser wurden nach gründlicher Säuberung und Instandsetzung von kinderreichen Familien bezogen.“
Mirijam:               Das ist zynisch und hochmütig geschildert. Die Nazis als wahre Wohltäter für die nichtjüdische Bürgerschaft - es ist unfassbar. Da müsste man mal genauer die Frage untersuchen, wer und wie viele von diesen Deportationen profitiert haben.
André:                   Ja, auf diese und weitere Fragen kommt man bestimmt, wenn man einen Stolperstein sieht und auf das Haus blickt, falls es nach über 70 Jahren noch vorhanden ist. Deswegen finde ich diese Aktion „Stolpersteine“ richtig, weil man wirklich auf verschiedene Fragen stößt und sich Gedanken machen muss, wie diese unfassbaren Verbrechen geschehen konnten… Wenn es doch nicht passiert wäre !!
Mirijam:              Dann wäre unser heutiges Leben bestimmt reicher:
Mehr Einwohner in Hausberge, eine jüdische Gemeinde, vielleicht sogar wieder eine Synagoge hier im Ort, die es ja leider seit den 1920er Jahren nicht mehr gibt.
André:                  nicht nur ein griechisches Restaurant, vielleicht sogar ein jüdisches Restaurant mit jiddischer Musik ...
Mirijam:              ... jüdische Klassenkameraden, die mit uns lernen und die Abschlüsse machen wollen wie wir…
André:                   …und in unserer Schul-AG mitmachen würden – Jüdischer Friedhof Hausberge – das wärs doch !
Mirijam:               Aber die Geschichte verlief leider anders und darüber sollten wir alle stolpern und nachdenken und die Erinnerung an die Menschen wach halten, denen es verwehrt wurde, ihre und unsere Geschichte in diese Richtung zu schreiben…
André:                  Und deswegen die „Stolpersteine“ ?
Mirijam:              Ja, aber nicht richtig stolpern und hinfallen. Der Künstler Gunter Demnig hat mal einen Mitschüler zitiert, als sie über den Namen des Projektes „Stolpersteine“ sprachen:
                              „Nein, nein, man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen!“
André:                  Das wünsch ich mir bei allen, die ab heute auf die Hausberger „Stolpersteine“ stoßen werden.
Mirijam , Jg EF
André, Jg EF
Gesamtschule Porta Westfalica, 2015
Der Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung der 4 Stoplpersteine für die jüdische Familie Spangenthal
Feierstunde im Gemeindehaus am 23.09.2015 anläss. Stolpersteinverlegung
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